Trio Abaton
»Es ist so wichtig, wirklich zu verstehen, was der Komponist uns sagen will. Wir werden verleitet, das Geschriebene als Hülse für unsere eigenen Gefühle zu verwenden. Doch so viel wie er fühlen wir selbst doch gar nicht. SEIN Gefühl hat schon Generationen überdauert, und es erregt uns noch heute. Und solange die Erde besteht, wird dieses Gefühl, dieses Testament, die Hörer bereichern. Ja noch weiter gehe ich, wir werden uns selbst zu besseren Menschen machen, denn durch die Musik entwickeln wir Gefühle, die wir aus uns heraus so überhaupt nicht hätten.«
Menahem Pressler - Beaux Arts Trio
Die Musikwelt hat sich stark verändert. Klassische Musik wird nach wie vor sehr geschätzt, doch ist der Abstand, den der Hörer zu dieser Musik in ihrem Kern hat, über die Zeit größer geworden. Oft wirken selbst bedeutende Werke, auch wenn sie mit Emphase und Kunstfertigkeit vorgetragen werden, verstaubt oder sperrig. Es scheint, als würden wir heute nur noch den Klang der "Sprache" Musik bewundern, sie aber nicht mehr recht verstehen.
Den drei Musikern des Trio Abaton – Maike Schmersahl (Violine), Ricarda Schmersahl (Klavier) und Johannes Raab (Cello) – ist es daher ein wichtiges Anliegen, diesen Abstand vergessen zu machen, die „Sprache“ selbst wieder zu erlernen und damit die Werke in all Ihren Facetten in der Gegenwart erfahrbar machen zu können.
Die Konzeption der einzelnen Programme hat daher einen besonderen Stellenwert für das Trio. Die bewusste, einfallsreiche und oft auch unkonventionelle Zusammenstellung der Werke soll dem Zuhörer mehr als nur einen spontanen, emotionalen Zugang zur Musik ermöglichen. Gezielte dramaturgische Arbeit an den Programmen, nicht nur in deren Konzeption, sondern auch in begleitenden Texten, verschafft den Zuhörern Hintergrundinformationen zu Werk, Leben, Gefühlswelt, kurz zu allen Bereichen, die notwendig sind, die vielfältige »Sprache« der Musik zu verstehen - und so jedes Konzert zu einer Erfahrung gleichermaßen für Verstand und Emotion werden zu lassen.
Die programmatische und stilistische Bandbreite des Trios reicht dabei von Barock bis in die Gegenwart, als Abbild einer Vielfältigkeit, die die "klassische" Musik heutzutage so einzigartig macht.
Finden sich außergewöhnliche Kammermusikensembles oft schon sehr jung zusammen, sammelten hingegen die drei Künstler erst solistisch, als Stimmführer in renommierten Orchestern und in anderen Kammermusikensembles die nötige musikalische Bandbreite und Reife. So erklärt sich das hohe Niveau des Zusammenspiels und das gegenseitige Verständnis der Musiker, welches das Ensemble schon vom ersten Konzert an auszeichnet. Stark spürt man in Ihren Auftritten welche Verpflichtung sie der Musik gegenüber empfinden. Den Zuhörer erwartet höchste Spannung, tiefe Emotionalität und virtuose Beherrschung der Instrumente als Voraussetzung der Interpretation. Dabei steht der Respekt vor der musikalischen Aussage des jeweiligen Komponisten im Vordergrund der Trio-Arbeit: ganz wie Menahem Pressler es so treffend formulierte - für eine größtmögliche Werktreue des kammermusikalischen Spiels.
Das künstlerische Ideal der drei Musiker zeigt sich schon in der Namensgebung Trio Abaton: Das griechische Wort Abaton bezeichnet einen heiligen Ort, an dem man das eigentlich Ungreifbare spüren und verstehen kann - ein Ort der Selbsterkenntnis.
»Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf, eine Welt, die nichts gemein hat mit der äußeren Sinnenwelt, die ihn umgibt und in der er alle bestimmten Gefühle zurücklässt, um sich einer unaussprechlichen Sehnsucht hinzugeben.« E.T.A. Hoffmann
Auch die Musik selbst kann im übertragenen Sinne ein solches Abaton sein, ein heiliger, spiritueller Ort, der die Menschen zum Innersten führt und jedem Hörer seine eigene Seele offenbart.